Sascha Lobo wirkt einen weiteren Layer in sein Ikon ein: politische Tragfähigkeit. Zum Auftakt der re:publica 2014, auf dem Silbertablett der Prime-Time der Digitalkonferenz, stupst er die Community in die eigene Abgaswolke das Vakuum, was angesichts aller Liebe zum Detail für eigenen Kram für zentrale Themen wie Netzneutralität und NSA-Überwachung übrig bleibt – nämlich nichts.
„Was hat man tatsächlich ernsthaft getan?“
Mittels eines substanziellen Hinweises auf einen Nukleus des Web, das Engagement aller Beteiligten, hält er der allzu bequemen Community den Spiegel vor, zwar auf seine eigene, leichte Berliner Art, doch auf den Punkt gebracht und vielleicht gerade noch im richtigen Moment.
„Es hat sich bisher praktisch nichts verändert, was die Überwachungssituation des Internet angeht. Und Ihr fangt an, Euch für andere Sachen zu interessieren, was völlig in Ordnung. Aber fangt auch an, Euch nur noch für andere Sache zu interessieren, und das ist eine Katastrophe.“
Petitionen, seien sie noch so ad-hoc aufgesetzt, werden munter geklickt, weil das so schön bequem ist. Echte Unterstützung erhalten die rührige Digitale Gesellschaft und langjährig engagierten Aktivisten wie Blogger Markus Beckedahl mit netzpolitik.org nicht oder nur selten.
Und die anwesenden Herrschaften im Publikum der #rp14, die auf Entertainment warten? Sie sind amüsiert und lachen. Es wirkt geradezu, als wüssten sie immer noch nicht, dass es ohne freies, neutrales Internet nicht nur mit dem vielzitierten digitalen Klassentreffen gewesen sein dürfte.
Norbert Röttgen ist kein Opfer der Willkür von Bundeskanzlerin Angela Merkel’s Leitlinienkompetenz. Er ist ein Machtpolitiker, der sich schlichtweg taktisch – nicht strategisch – verzettelt hat. Im Zusammenhang interessiert die Wähler in Nordrhein-Westfalen, und nur diese, Europapolitik nicht. Nichtwähler zählen ohnehin nicht, einerseits wie andererseits. Und Wähler braucht die Regierungskoalition langfristig, wenn’s um die WurstBundestagswahl 2013 geht, ist ein, wenngleich ein nordrhein-westfälischer To-Go-Politiker mit 26,2 % Wählerzuspruch bei 59,6% Prozent Wahlbeteiligung momentan nicht hilfreich genug.
Die ARD hat, wie alle öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten, ein Generationenproblem hinsichtlich Programmgestaltung und Zuschauergunst. Die Lösung wird sicher nicht einzig und allein Social TV sein. Sowohl Joko & Klaas in neoParadise als auch rundshow erscheinen zwar gerade brennend, hell leuchtend, aber eben doch wie Stroh-Feuer.
Die fortlaufende Berichte über den State-of-Mind seitens des Elektrischen ReporterMario Sixtus, der evangelisierende Partner-Auftritt der Mediathek-Redaktion zur re:publica 2012 – alles kleine Bausteine auf dem Weg, die Lücke zwischen Rentner-TV á là ZDF-Fernsehgarten und YouTube 24/7 und All Night Long zu schließen.
Das neue Format Klub Konkret, das am 2. Mai im ebenso neuen EinsPlus gestartet ist, wirkt wohltuend, überlegt, ambitioniert. Gute, weil brennende Themen, authentische, sichtbar handgemachte Begleitung im Social Web, keine – überflüssige – Überblogger-Begleitung zum Start, eine unprätentiöse, bisschen verspielte Moderatorin Franziska Storz und vor allem echte Menschen ohne jene Local Heroe-Attitüde. Das Magazin wirkt bislang sehenswert und passend, nicht nur weil es gesellschaftskrtisch und dosiert politisch ist, sondern da bisher offen und zukunftsweisend an Situationen und Themen herangeht wie die spanische Bewegung um die Proteste, sondern auf ganz positive Weise versucht, in Beiträgen und Interviews Lösungen zu finden.
– Die verfügbaren Beiträge gibt’s auf YouTube; hier ist die Premiere-Folge zum Anschauen:
Jos Luhukay ist auf geheimer Mission: Er wird nun eine Aufgabe übernehmen, die von vornherein nicht von Otto Rehhagel zu lösen war – für Markus Babbel in seinem Sinne auch nicht. Der Job ist nicht, die Bundesliga-Mannschaft von Hertha BSC in die DFL-Bundesliga zu führen, sondern als Angestellter in der Geschäftsstelle von Michael Preetz zu wirken. Dessen Vorgänger Dieter Hoeneß habe ich einst in der Geschäftsstelle am Olympiastadion zufällig gemeinsam mit Uwe Seeler erlebt. Damals zu jetzt ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht, auch, wenn’s Berlin ist.
Die isländische Band Of Monsters and Men („Little Talks“) ist schön und schräg unterwegs, nun auf Tour, erstmal in Nordamerika. Kürzlich sind die Newcomer im Morgenmagazin aufgetreten, auf der „kleinsten Fernsehbühne“ Europas, wie Moderatorin mehrfach wie überflüssig betonte. Skurril ist auch die Promotion-Planung ihres Plattenlabels: Die sorgt dafür, dass die sympathischen Isländer im Westküsten-Hinterland von Vancouver über Washington und dem „Live 105 BFD“ in Mountain View – wer erinnert sich hierbei an Netscape? – und Denver in sommerlichen Rocky Mountains bis runter nach Arizona touren und zudem ab durch die Mitte von England. Da passt zwischendurch locker noch das Noorderzon Festival in Groningen – Eintritt frei – rein.
Die digitale Gesellschaft in Deutschland hat ihren Kurs, rein geografisch betrachtet, korrigiert. In diesem Jahr pilgerte der Strom der Blogger, Netzpolitiker, Web-Enthusiasten wie Nerds und Geeks und Social-Media-Enthusiasten vom 2. bis 4. Mai zur re:publica 2012 erstmal in die STATION Berlin, den ehemaligen Verladebahnhof (!) der früheren Deutschen Bundespost (!!) in einem ehemaligen Niemandsland inmitten deutschen Hauptstadt am Gleisdreieck.
Die jährliche Konferenz, die erstmals von einer eigens dafür neu gegründeten re:publica GmbH unter Geschäftsführer Clemens Lerche organisiert wird, fand unter einem Motto statt, dass hinsichtlich des Programms fast schon das anspruchsvollste überhaupt bedeuten könnte: „ACT!ON“ – Aktion eben, mit jenem absichtlich gesetztem Ausrufezeichen, dass beinahe trotzig inmitten des Begriffs emporragt.
Zuletzt versprühte die Internetkonferenz 2011 am Set von Kalkscheune auf der einen Seite und Friedrichstadt-Palast mitsamt Quatsch-Comedy-Club im Keller gegenüber per se bereits gehörig Aufbruchstimmung, weg vom verbleichenden Varieté-Charme der Locations.
Das agile Team rund um die Initiatoren der re:publica, Markus Beckedahl, Andreas Gebhard, Johnny Haeusler und Tanja Haeusler, hat es nun geschafft, das Bild von einem mitunter recht alternativ angehauchten Digital-Subkultur-Event auf den Weg zu einer echten Digitalkonferenz mit internationalem Format zu bringen. Ich postuliere dies fast schon beschwörend in einer Zeit, in der sich hierzulande und im benachbarten Ausland bei vergleichbar angelegten Konferenzen wie Le Web, Lift conference, NEXT Berlin, SIME und The Next Web Conference (eine Woche zuvor in Amsterdam) bekannte und bewunderte Entrepreneure, beachtete Futuristen, junge Gründer, erfolgreiche Unternehmer und echte Visionäre für Keynotes vor großem Publikum gegenseitig die Tablets in die Hand geben.
Das dies heuer im ersten Schritt mehr wesentlich Vorbereitung bedurfte, als für einen recht simpel wirkender 5-Kilomter-Umzug auf die Südseite der Spree nach Kreuzberg zunächst erscheinen mag, wurde bereits in der Eröffnung sichtbar. Die bekannten Aktivisten betonten zwar ihre – auch spürbare – Aufregung, doch bei genauem Hinsehen war bereits ein wenig von der Erschöpfung über den Kraftakt der Organisationsleistung zu spüren. Auch meine Gespräche mit Andreas und Clemens, beide geprägt von offenem Interesse an erster konstruktiver Resonanz, vermittelten gleichzeitig ganz deutlich ihre Freude und den Stolz über das bis dahin Geleistete – also nochmal Chapeau dafür!
Das gesamte STATION-Areal eröffnete angenehm viel Platz für Konversation und Kennenlernen neuer neben Wiedersehen und Austausch mit alten Bekannten aus der digitalen Szene, die vorwiegend aus dem deutschsprachigen Raum angereist waren.
Viel Nähe, fühlbar und sichtbar, zwischen der digitalen Gesellschaft ließ hingegen ein von Anbeginn der Veranstaltung mit Festival-Charakter offensichtliches Manko der Digitalkonferenz in Berlin diesmal mehr als deutlich werden: die fehlende Anbindung zu den Partnern aus Industrie und Wirtschaft, die teils in altbewährter, vielleicht tragischer Messe-Mannschaftsstärke, teils mit gezielter,weil klug ausgewählter Social-Media-Besetzung angetreten waren.
Um meinen Eindruck auf den Punkt zu bringen: Etwas wie Aktivität kam im gesamten Konferenzinhalt kaum auf. Dazu war die im Vorfeld angekündigte Ausrichtung, im Programm vorwiegend auf Vorträge zu setzen, einfach zu dominant. Irgendwann ist die Zeit, während einer mit qualitativen Keynote Speakern besetzten Digitalkonferenz, auf Spielkram-Themen mit ad-hoc Crowdsourcing zu setzen, ganz einfach vorbei.
Dies schien die Besucher ohnehin kaum zu kümmern, da sie in ständiger Bewegung zu sein schienen, einerseits im Innenraum, zwischen dem geradezu idealen Marktplatz der digitalen Eitelkeiten persönlichen Kommunikation und der bunt angeordneten Flaniermeile, welche die Sponsoren-Auftritte der fördernden Partner bildeten, andererseits im luftigen Innenhof als idealen Ort zum Luftholen, in dem sich das Publikum in jedem Wortsinn kaum verlaufen konnte. Dabei spielten Ausrichtung und Gestaltung der Partner-Stände kaum eine Rolle, wenn es um Zuspruch seitens der rp12 Teilnehmer ging.
Der Pikomat von Vodafone erlebte angesichts des räumlich begrenzten Formats – gegenüber Instagram – Höhen und Tiefen. Bereits am Donnerstagnachmittag, etwa nach Hälfte der #rp12, war aus diesem Gimmick die Luft sichtbar raus.
Die .comdirect Bank schien fast schon tragisch zu scheitern am komplexen Zusammenspiel eines Sponsoring im Zusammenhang mit dem ambitionierten Finanzblog Award – im Programmteil unter großer Resonanz aufgenommen – gegenüber einem Stand, an dem offensichtlich Marketing- Produktmanager auf den ersten Blick kaum mehr, als fleißig mit Logo-Papierbanderolen beklebte Energiedrinks „auf Molkebasis“ anzubieten hatten. Folge: Die abgestellten Protagonisten standen irgendwann resigniert mit dem Rücken zum Publikum vor ihrem eigenen Stand. Das mag ein kurzzeitiger Eindruck gewesen sein, doch der zog sich über mehrere Tage hin – was dann irgendwie sogar das Handelsblatt bemerkt hat.
Daimler glänzte neben einer Co-Session zum Thema über Zukunft der Mobilität „The Future is already here“ mit einem verspiegelten Stand. Der Anspruch an das Ziel, den diese Art der Gestaltung leisten sollte, wurde zwar gemessen am vorhandenen Social-Media-Verständnis wie zu erwarten, klipp und klar kommuniziert. Doch in der Umsetzung wirkte die kulissenhafte Spiegelwand live ziemlich statisch, vielleicht auch bedingt durch das spiegelnd-kalte Design im Kontrast zur Lichthof-haften Atmosphäre des STATION-Atriums.
Ambitioniert wurde dies und eine Hardcopy der interessanten Zukunftsstudie „Delivering Tomorrow: Logistik 2050“ von den beiden Kommunikatorinnen vor Ort verbreitet, u.a. unter anderem mit eigens ausgeschnippelten Hashtag-Wolken, später dann – eben zeitgleich – technisch organisiert mittels eines beinahe trotzig wirkenden Flatscreens, auf dem der Livestream des parallelen Programms lief. Beim nächsten Mal lassen sich hier gewiss mehr Synergien identifizieren und bilden.
Über das gelungene Programm sind in der Zwischenzeit bereits zahlreiche Postings gebloggt worden.
– Dies sind meine drei Tipps für alle, die nicht die Gelegenheit hatten, die re:publica zu besuchen und dennoch an deren herausragenden Inhalten interessiert sind:
Der flammende Appell von Eben Moglen, Professor an der Columbia University in New York, USA, und Free Software Evangelist, für Freiheit im Netz, Freiheit der Medien und Freiheit für alle Bürger einer digitalen Gesellschaft
The German capital has a legendary vivid digital scene. This year its melting pot, the official Berlin Web Week, will come along with a high-five-welcome as it the 5th annual period! This further edition presents more than a couple of slightly-crowded festivals with excellent line-ups, well-known conventions, open space events, new congresses, geeky night events etc., etc. It will take place from 2nd to 9th May 2012 at various locations within the central urban area of Berlin. Presently, more than 6,000 participants are expected for the main events re:publica and Next Berlin (see below).
To get an impression on the recent activities around the digital natives‘ scene in the German capital, check out the official Berlin Web Week 2012 video trailer which was just launched:
Spring is already here, but Germany’s national social web spring will be kicked again traditionally by the main convention re:publica in Berlin. From May 2 to 4, 2012, the big, fat web summit aka #rp12 initially occupies a new venue. After more than 3,000 bloggers, geeks, nerds, webgrrls and their friends and families, in 2011, the fresh re:publica enterprise which was recently founded, decided to go the step ahead and will enter the breathtaking location STATION-Berlin with its historical halls of the former „Postbahnhof“ at Berlin Gleisdreieck S-Bahn station –
[It] will provide the setting for Europe’s most exciting, inspiring and enjoyable conference about social media, blogs and digital society […] [with] an agenda reflecting the freshest minds, stories, and subjects from all over the world. […] After five prosperous years, re:publica will reinvent itself once more.
As the the organisation committee has already dropped some details, the upcoming event will be probably more exciting than ever!
Some regular tickets are still available starting at EUR 130 for a three-day pass. Additionally the exclusive business tickets including lounge access, delicious slow food, and high speed registration (i.e. joining #rp12 straight ahead) are offered for EUR 500 fee each.