Die digitale Gesellschaft ist eine Minderheit

Toleranz BitteIch lebe in einer Region, deren Dialekt ich nicht spreche.
Ein Elternteil von mir ist aus seinem Heimatort in ein fremdes Land vertrieben worden.
Jemand von meiner Großeltern-Generation war im Außenlager eines Konzentrationslagers und im Zuchthaus wegen seines Widerstands gegen ein Regime inhaftiert.

Sind wir nicht immer in einer Situation, in der sich die Zugehörigkeit zu einer Herkunft, Gesinnung oder Orientierung herstellen lässt, die dazu führt, allein oder mit Wenigen gegenüber einer wesentlich größeren Gruppe mit anderer Ausrichtung zu stehen?

Nun nimmt sich die Gruppe der Landesrundfunkanstalten des Ersten Deutschen Fernsehens 2014 erstmals gemeinschaftlich des Themas Toleranz in einer ganzen Toleranzwoche an. Gedanklich, inhaltlich, organisatorisch wird eine ganze Woche mit redaktionellen Fernsehsendungen vorbereitet. Und entsprechend der Wettbewerbssitutaion mit anderen Sendern um die Gunst des Publikums wird dieser Programmschwerpunkt beworben. Die gewählten Mittel sind, verglichen mit den Motiven und Aussagen im Marketing der Wirtschaft, besonders international und im Kontext traditionelles Print vs. digitales Advertising betrachtet konservativ, beinahe mutlos.

ARD Themenwoche Toleranz Toleranzwoche Keyvisual

Menschen wie Du und ich – im Fernsehen

Dabei geht es um nur Toleranz, nicht um Akzeptanz. Und damit bricht, wäre es zu ahnen, nein geradezu erforderlich gewesen, ein Shitstorm im Social Web über die Programmmacher herein. Dabei ist noch keine Minute der geplanten Beiträge gesendet worden, geschweige denn, zur sorgfältigeren Sezierung in die ARD-Mediathek gestellt worden.

Immerhin huldigen doch etliche eben dieser Community doch gerade solche medialen Leuchttürme, die im TV ihre Brötchen mit gleichsam sensiblen wie Mut machenden Ansagen, Aussagen, Aufrüttlern, sei es Kleber, Gutjahr, oder vielleicht sogar noch das, was von Journalist @RegSprecher in seiner jetzigen Funktion übrig ist. Klar sind das ganz wenige prominente Grenzgänger zwischen Digital und TV (Digitalien und Ausstrahlien – arge Kalauer), schon allein wegen des entsprechenden Anteils an der Gesamtcommunitybevölkerung.

Aber FernsehredakteureProgrammverantwortliche und Moderatoren als Frontleute sind Menschen wie wir – nein, ich schreibe jetzt nicht: Digital Natives. Fernsehleute verfügen über ebenso viele Antennen in die Gesellschaft wie die Bandbreite der Gesellschaft, vielleicht sogar noch mehr. Hinzu kommt mit Glück eine gesunde Halbbildung plus erweiterte Grundkenntnise über Themenrecherche, Programmvielfalt, Massenkommunikation und, schluck, Gespür für gesellschaftliche Relevanz, mit Glück gegenwärtig und künftig.

Heult doch. Nicht jetzt schon.

Warum lassen wir sie also nicht erstmal ihr Ding machen und, sicher so gut wie sie können, abliefern, bevor die lockende Kampagne beharkt wird, die kritikwürdig ist, doch sicher mit dem folgenden Toleranzanspruch abzugleichen ist?
Hier und jetzt bereits vor dem Start am 21. November von „Verfehlung“ zu sprechen, ist schlichtweg– verfehlt.

Umgekehrt scheinen offenbar eigene Angehörige der Community nur noch über Seismographen entlang dieser, oder, was viel dramatischer wirken würde, einen trügerischen Sonar ins Ego für das eigene Verständnis von Welt.

Eines zeigt die digitale Entrüstung immerhin ganz deutlich:

Die digitale Gesellschaft unterscheidet sich von der analogen um keinen Deut. Denn sie ist eins mit ihr, lediglich die Mittel der kommunikativen Verbreitung von Meinungen sind unterschiedlich – bevor die Leser der analogen Angebote zu digitalen Nutzern werden.

Ich stehe hinter dem Grundgedanken, zuerst Toleranz zu fördern, nicht weinend und keifend auf die Minderheitenseite hinüberzurutschen und – dabei womöglich blind vor Tränen und Wut – auszukeilen und auszuteilen. Denn dies ist immer der erste Schritt, besonders dann, wenn davon weit verbreitet nur wenig exisitiert – siehe: „Mein Haus, mein Garten, mein Auto (Berühren? In Deutschland?), mein Parkplatz, meine Vorfahrt.“

Was macht es uns schon aus, wenn andere Toleranz anders bewerben, als wir es uns vorstellen? Wann haben wir den Missionierungsgedanken des Fernsehens das letzte Mal für stark genug erachtet?

Erst wenn die letzte Minute gesendet ist, werdet Ihr wissen

Wenn die Themenwoche am Ende des Tages der letzten Sendeminute bewirkt hat, dass auch nur eine Handvoll Zuschauer angeregt wird, über mehr Mitmenschlichkeit und weniger negativer Einstellung gegenüber Vielfalt unter Menschen nachzudenken, und als Glanzpunkt Motivationen und Einstellungen verändern, ist schon mehr erreicht als jeder Einzelne vielleicht je schaffen könnte.

Andernfalls haben offensichtlich nicht schon 2014. Sondern erst.

Wie Sascha Lobo den digitalen Mainstream #rp14 abwatscht

Sascha Lobo Rede republica 2014 #rp14

Sascha Lobo wirkt einen weiteren Layer in sein Ikon ein: politische Tragfähigkeit. Zum Auftakt der re:publica 2014, auf dem Silbertablett der Prime-Time der Digitalkonferenz, stupst er die Community in die eigene Abgaswolke das Vakuum, was angesichts aller Liebe zum Detail für eigenen Kram für zentrale Themen wie Netzneutralität und NSA-Überwachung übrig bleibt – nämlich nichts.

„Was hat man tatsächlich ernsthaft getan?“

Community Digitale Gesellschaft Sascha Lobo Rede republica 2014 #rp14Mittels eines substanziellen Hinweises auf einen Nukleus des Web, das Engagement aller Beteiligten, hält er der allzu bequemen Community den Spiegel vor, zwar auf seine eigene, leichte Berliner Art, doch auf den Punkt gebracht und vielleicht gerade noch im richtigen Moment.

„Es hat sich bisher praktisch nichts verändert, was die Überwachungssituation des Internet angeht. Und Ihr fangt an, Euch für andere Sachen zu interessieren, was völlig in Ordnung. Aber fangt auch an, Euch nur noch für andere Sache zu interessieren, und das ist eine Katastrophe.“

Sascha Lobo Kritik Rede republica 2014 #rp14Petitionen, seien sie noch so ad-hoc aufgesetzt, werden munter geklickt, weil das so schön bequem ist. Echte Unterstützung erhalten die rührige Digitale Gesellschaft und langjährig engagierten Aktivisten wie Blogger Markus Beckedahl mit netzpolitik.org nicht oder nur selten.

Und die anwesenden Herrschaften im Publikum der #rp14, die auf Entertainment warten? Sie sind amüsiert und lachen. Es wirkt geradezu, als wüssten sie immer noch nicht, dass es ohne freies, neutrales Internet nicht nur mit dem vielzitierten digitalen Klassentreffen gewesen sein dürfte.

Eine Zusammenfassung der Situation und seiner Rede lieferte Sascha Lobo im Prinzip bereits selbst vorab, in seiner Kolumne S.P.O.N – Die Mensch-Maschine bei Spiegel Online am 25. März 2014:

„Doof: der Netzöffentlichkeit fehlen Haltung und Instrumente, um ihre Aufgabe in der Mediendemokratie zu erfüllen. Lasst sie uns erschaffen!“

Wer sie dennoch sehen möchte: Hier ist das Video der sehenswerten siebzigminütigen Rede in voller Länge:

– Quelle: Sascha Lobo auf der re:publica 2014 via YouTube

Disclaimer: Ich nutze das Internet seit 1991 und verdiene als Kommunikationsberater meinen Lebensunterhalt damit.

10 % Ticket Discount on Community & Marketing Summit

Munich Web Week blog readers can save 10% on their registration fee for upcoming Community & Marketing SUMMIT (7-9 June 2011 at Hamburg) by using this promotion-code:

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Community & Marketing SUMMIT 2011 – 7-9 June at Hamburg, Germany

Community & Marketing 2.0 SUMMIT

Community & Marketing 2.0 SUMMITTwitter, Facebook & Co. play a central role in most marketing and business strategies these days. It is essential for the success of these social media activities to engage users in the long run and keep their level of interaction high. Is Gamification, the use of gaming and rewarding principles, a key to sustainably increase user participation in communities and social marketing concepts?

Two parallel tracks discuss practical knowledge of social media and gamified marketing, viral campaigns, brand reputation management, community engagement design as well as community & social media monitoring.

Keynotes are presented by Pétur Jóhannes Óskarsson (Game Master & Researcher/ CCP Iceland), Sebastian Deterding (Graduate School of Media nd Communication) and Community Consultant Kirsten Wagenaar from The Netherlands.

Company representatives from ARAG Versicherungen, BMW, DailyDeal, DATEV, evangelisch.de, hamburg.de, Hansgrohe, Microsoft, MOTOR-TALK.de, Rügenwalder Mühle, stayblue.de, telegate, Telekom etc. present their lessons learned and success factors.

In addition, the SUMMIT offers three intensive seminars on community moderation, the optimization of Facebook fanpages and social media competence on June 7.

Budget prices are still available until May 23, 2011.

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webinale, Berlin, 31.05.-02.06.2010

webinale 2010

webinale 2010Vom 31. Mai bis 2. Juni 2010 findet in Berlin die holistische Webkonferenz webinale 2010 statt. Haupt-Location ist das Hotel MARITIM proArte (Friedrichstraße 151, 10117 Berlin-Mitte). Daneben gibt es Sessions der kostenlosen Rahmenveranstaltung webinale open im 4010-Shop (Alte Schönhauser Straße 31 10119 Berlin-Mitte).

Die Beiträge der Konferenz bieten zusammengenommen eine holistische, sprich ganzheitliche Betrachtung aller Strömungen und Perspektiven. Sie fokussieren auf die Schwerpunkte Business, Design und Technology, drei Säulen für geschäftlichen Erfolg im Web. Die Agenda der webinale soll insofern eine Rundumschau auf alle Bereiche bieten. Die einzelnen Themen der Konferenz richten sich besonders an Designer, Webentwickler und Manager. Neben dem Blick auf den gegenwärtigen Stand des Web wagen die Referenten in ihren Beiträgen auch Blicke in die Zukunft. Unter den Referenten sind Prominente und Aufstrebende der Web-Szene, Designer, Developer, Entrepreneure und Investoren.

webinale 2010In der Hauptkonferenz von Montag, 31 Mai bis Mittwoch, 2. Juni 2010 stehen über 60 Sessions und Keynotes auf dem Programm. Die Tracks im Einzelnen:

E-Business & Advertising | RIAs, Widgets & Co | Social Networks & Communities | Future & Mobile Web | Design & Usability | Multitouch & Augmented Reality

Dazu kommen integrierte Special Days mit diesen Schwerpunktthemen:

RIA Day | Mobile Revolution Day | (Social) SEO Day | Onlinemarketing Day | Start-up Day

Rund um die webinale wird für alle Teilnehmer und Interessierten wie immer ein interessantes Rahmenprogramm geboten:

  • webinale Crawl – Im Rahmen des webinale Crawl können neugierige Teilnehmer die Berliner Agentur-Welt kennenlernen. Insider bereiten hierzu Touren durch interessante Locations von Berlin vor. Die Teilnahme ist kostenlos.
  • Expo – Auf der Ausstellung neben der Konferenz zeigen Unternehmen und Startups der Web-Industrie ihre Produkte und Lösungen. Die Expo ist für Interessierte offen und kann ohne webinale-Ticket besucht werden. Ohne vorherige Online-Anmeldung beträgt der Expo-Eintritt 10 €, für Studenten 5 €, an der Tageskasse. > Anmeldung für kostenloses Ticket zur Expo
  • webcuts – Das Internet-Filmfestival webcuts am 1. Juni 2010 zeigt die besten Internet-Filme und das schon seit 2001. Für Teilnehmer der webinale ist der Besuch kostenlos. Separate Tickets gibt es im Vorverkauf und an der Abendkasse.
  • Party – Das traditionelle Abend-Event findet am 1. Juni 2001 im Anschluss an webcuts statt.

> Weiter zur Anmeldung zur webinale 2010

> Die webinale bei Twitter: @webinale | #webinale